Personalentscheidungen bedeuten Unternehmensentwicklung. In einer Zeit, in der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit entscheidend sind, hängt der Erfolg eines Unternehmens maßgeblich von den Menschen ab, die es prägen – von den Entscheidungsträgern an der Spitze bis hin zu Nachwuchstalenten.
„Nachhaltige Personalentscheidungen schaffen Stabilität und Wachstum“, erklärt Marlind Scharpf, Geschäftsführende Gesellschafterin der Norecu Executive Search GmbH. Ein Expertenbeitrag.
Eine erfolgreiche Besetzung ergänzt ein vorhandenes Führungsteam sowohl auf fachlicher als auch auf persönlicher Ebene, setzt neue Impulse und stärkt die Leistungsfähigkeit. Im Umkehrschluss kann eine Fehlbesetzung das gesamte Team nicht nur fachlich, sondern auch persönlich schwächen und erhebliche, oft unterschätzte Kosten nach sich ziehen. Dazu zählen Vergütungs-, Trainings- und Personalkosten ebenso wie Kosten verpasster Chancen und entstandener Risiken. Studien bestätigen die kritischen Auswirkungen von Fehlbesetzungen auf Führungsebene: Laut McKinsey & Company („The Impact of Talent Misallocation“, 2023) können Unternehmen, die nicht die richtigen Führungskräfte identifizieren, jährlich bis zu 15 Prozent ihrer potenziellen Gewinne verlieren.
Welche Herausforderungen treten in Unternehmen auf?
Unsere Arbeit bringt uns häufig auf den letzten Metern einer Fehlbesetzung mit Unternehmen und Entscheidungsträgern zusammen. In der Reflexion beschreibt man uns, man habe sich schnell entscheiden wollen, aufgrund des internen Besetzungsdrucks oder einer vermeintlich einzigartigen Chance aus dem Markt. Der Stelleninhaber sei eine verdiente interne Fachkraft gewesen, die man aus genau diesem Grund zur Führungskraft gemacht hatte oder man habe nach einem langen und zähen Prozess dem Bauchgefühl nachgegeben. Die Konsequenzen solcher Entscheidungen reichen dann von Trennungssituationen über einen geschwächten Marktauftritt bis hin zu Frust im Team und einer erhöhten Fluktuation.
„Jeder dritte Chef taugt nichts“ – so titelte die WirtschaftsWoche bereits vor einigen Jahren. Die Gründe für Fehlbesetzungen sind vielfältig, im Kern steht jedoch die unzureichende Überprüfung der relevanten Kompetenzen. Die Problematik unzureichender Auswahlverfahren wird auch durch Studien gestützt: Laut einer Analyse der Harvard Business Review („Why Do So Many Managers Fail?“, 2021) bewerten 60-70 Prozent der befragten Unternehmen ihre Verfahren zur Auswahl von Führungskräften als unzureichend, um die tatsächliche Eignung von Kandidaten zu erfassen.
Dies unterstreicht die Relevanz fundierter, systematischer Auswahlprozesse, um langfristig erfolgreiche Besetzungen zu gewährleisten.
Welche Maßnahmen fördern eine langfristige Besetzungssicherheit?
Um langfristig erfolgreich zu sein, ist es essenziell, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen und gezielt Maßnahmen zu ergreifen, die Fehlbesetzungen verhindern und nachhaltige Personalentscheidungen fördern. Doch wie können Unternehmen diesen Anspruch in die Praxis umsetzen? Welche konkreten Schritte tragen dazu bei, eine langfristige Besetzungssicherheit zu gewährleisten?
1. Präzise Definition der Anforderungen und des Zielmarktes
Eine präzise Definition der Anforderungen bildet das Fundament für eine erfolgreiche Besetzung. Dabei geht es um mehr als nur Jobbeschreibungen – es geht darum, eine Vision der Position zu schaffen. Es gilt, Aufgaben und Ziele, Fähigkeiten und Qualifikationen und das erforderliche Erfahrungsspektrum klar zu definieren.
2. Strukturierter Bewerbungsprozess
Ein strukturierter Bewerbungsprozess ist entscheidend für eine effiziente und erfolgreiche Kandidatenauswahl. Ein vorab festgelegter Zeitplan, Klarheit über Methoden und Zuständigkeiten sowie ein definierter Entscheiderkreis gewährleisten reibungslose Abläufe und ermöglichen schnelle, fundierte Entscheidungen.
3. Positive Candidate Experience
Ein durchdachter „One-Face-to-the-Candidate“-Ansatz garantiert eine klare und konsistente Kommunikation während des gesamten Bewerbungsprozesses. Ein kontinuierlicher und transparenter Informationsfluss sorgt dafür, dass Kandidaten sich jederzeit gut informiert und wertgeschätzt fühlen und die Begeisterung für die Vakanz und den neuen Arbeitgeber hochgehalten werden kann.
4. Umfassender Unterlagen- und Background-Check
Eine sorgfältige Analyse der Bewerbungsunterlagen sowie ein frühzeitiger, umfassender Background-Check sind essenziell, um sich auf die vielversprechendsten Kandidaten zu fokussieren und böse Überraschungen zu vermeiden.
5. Multimodale Verfahren der Beurteilung
Durch den Einsatz verschiedener Methoden wie strukturierte Interviews, psychometrische Tests und Case Studies lässt sich eine umfassende Beurteilung der Kandidaten erreichen. Diese Verfahren prüfen fachliche Fähigkeiten, soziale Kompetenzen, kognitive Fähigkeiten und Persönlichkeitseigenschaften und verringern gleichzeitig subjektive Verzerrungen. Das steigert die Prognosekraft für künftige berufliche Leistung und den kulturellen Fit.
6. Moderation der Vertragsverhandlungen
Vertragsverhandlungen sollten professionell moderiert werden, um die Erwartungen des Unternehmens und des Kandidaten optimal aufeinander abzustimmen. Dabei kann das Hinzuziehen des Executive Search Beraters helfen, den Prozess objektiv und effizient zu gestalten, Spannungen zu vermeiden und eine konstruktive Atmosphäre zu schaffen. Ein gut moderierter Verhandlungsprozess schafft nicht nur Klarheit, sondern legt auch die Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
7. Effektives Onboarding
Ein strukturiertes Onboarding ist entscheidend, um der neuen Führungskraft den Einstieg zu erleichtern und ihm ein klares Verständnis seiner Aufgaben sowie der Unternehmenskultur zu vermitteln. Durch regelmäßige Feedbackgespräche und die Einführung in relevante Netzwerke wird gewährleistet, dass er oder sie schnell Verantwortung übernehmen kann und sich von Anfang an als wertvoller Teil des Management-Teams fühlt.
Durch diese systematischen und datenbasierten Ansätze können Unternehmen sicherstellen, dass sie die bestmöglichen Führungskräfte finden und langfristig erfolgreiche Personalentscheidungen treffen.